350
einwohner an, sondern verfuhren auch gegen diese so gewaltsam und grau-
sam, daß sie jetzt meistens ausgerottet oder in entferntere Gegenden zu-
rückgedrängt worden sind. Zu den ersten spanischen Niederlassungen
kamen im Laufe der Zeit aus den westlichen Küstenländern Europas noch
viele andere Colonien. In diesen Colonien haben zwar die Europäer
ordentlichen Feldbau, Plantagen, angelegt, in welchen sie vorzüglich
Baumwolle, Zucker, Kaffee, Indigo, Cacao und Tabak ziehen,
wovon die wilden Jndianerstämme wenig oder gar nichts verstanden.
Aber eben diese Europäer waren es auch, welche seit dem 16. Jahrhundert
den schändlichen Menschenhandel auf den Küsten Afrikas in Schwung
gebracht haben, indem hier Neger als Sklaven gekauft und in Schiffen
dicht zusammengedrängt nach Amerika geschafft wurden, um dort die
schwersten Arbeiten in den Plantagen zu verrichten — und dazu oft noch
grausam behandelt zu werden. Erst im Jahre 1865 ist dieser Sklaven-
handel in den Vereinigten Staaten gesetzlich abgeschafft worden. Durch
die gewaltsame Einführung afrikanischer Neger in die heißen und warmen
Gegenden des Erdtheils, so wie durch die Einwanderung vieler Europäer ist
die Bevölkerung eine sehr verschiedene. Die Ureinwohner, Indianer,
mögen etwa 13 Millionen — die weißen Europäer 29 Millionen —
die Neger 8 Millionen — die Mischlinge 10 Millionen betragen.
Diese nennt man Mestizen, wenn sie von einem Weißen und einer In-
dianerin abstammen, aber Mulatten, wenn sie Nachkommen von Weißen
und Negern sind. Das nördlichste Küstenland Amerikas aber
und die Inseln im nördlichen Eismeer, besonders Grönland,
werden von Menschen bewohnt, die selten 1 groß sind und
Eskimos heißen. —
Die Europäer vermehren sich in Amerika jährlich um Tausende;
denn aus den meisten Ländern — auch aus Deutschland — wandern
bei zunehmender Nahrungslosigkeit in der Heimath jährlich so viele aus,
daß die Auswanderungs-Angelegenheit nun die allgemeine Aufmerk-
samkeit auf sich gezogen und von Jahr zu Jahr mit mehr Ordnung
betrieben wird. Die Europäer bilden in Amerika eigene, selbstständige
Staaten.
In Nordamerika giebt es Niederlassungen der Dänen aus
der Küste von Grönland: das dänische Nordamerika — und ein
weitläufiges L än d e r g e bi e t der E n g l ä nd e r, wozu auch Canada
mit der Hauptstadt Ouebeck gehört: das englische Nordamerika.
Aber alle diese Gebiete werden an Bedeutung übertroffen von den
Vereinigten Staaten, die ursprünglich brittische Colonien waren,
aber am Ende des vorigen Jahrhunderts in dem sogenannten nord-
amerikanischen Freiheitskriege ihre Unabhängigkeit vom Mutter-
lande erkämpften, und worin jetzt mehrere Millionen ausgewandeur
Deutschen wohnen; in ihnen sind die bedeutendsten Städte: Boston,
Neu-Aork (923,000 Einw.), Philadelphia, Baltimore, Cin-
cinnati, St. Louis, und St. Orleans. — Südlich von den Ver-
einigten Staaten liegt Mexiko mit der Hauptstadt gleichen Namens.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Europas Afrikas Amerika Amerikas Amerika Deutschland Amerika Nordamerika Nordamerika Nordamerika Boston Neu-Aork Philadelphia Baltimore Mexiko
323
23. Das britische Weich.
Das britische Reich (5700 Quadratmeilen und 31 Millionen
Bewohner) besteht aus zwei großen und verschiedenen kleinern Inseln,
die, zwischen der Nordsee und dem atlantischen Meere, dem mittel-
europäischen Festlande gegenüber liegen. Die östlichste und größte
der Leiden Hauptinseln wird amtlich Großbritannien genannt und
begreift England und Schottland. Großbritannien wird durch die
Nordsee von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden,
durch die Meerenge von Calais (spr. Caläh) und durch den Kanal von
Frankreich getrennt. Die westliche der Leiden großen Hauptinseln ist
Irland, und wird durch das irische Meer von Großbritannien geschieden.
Was die äußere Gestalt des Bodens betrifft, so kann man
mit wenig Worten sagen: England ist ein Hügelland, Schottland
ein Gebirgsland und Irland ein ebenes Land. — Das Klima
ist im Allgemeinen gemäßigt, aber doch in mancher Beziehung verschieden
in den drei Reichen. In England ist es meistens feucht, obwohl
nicht ungesund; Regen, Winde, Nebel sind hier häufig; der Winter ist
weniger kalt als aus dem benachbarten Festlande, der Sommer dagegen
auch weniger warm. In Schottland ist ein Unterschied zu machen
zwischen dem nördlichen und südlichen Theile oder zwischen den Hoch-
landen und den sogenannten Niederlanden: in jenen ist die Luft rein
und sehr gesund, in diesen meistens feucht. Das Klima Irlands ist
feucht und weder so warm, noch so kalt, wie in England. Eis und
anhaltender Schnee sind seltene Erscheinungen. Der Boden ist im
Durchschnitte fruchtbar, und zwar giebt es Gegenden von der höchsten
Fruchtbarkeit in England und Irland, freilich auch große Heidestrecken
m jenem, und viele Moore in diesem Lande. In Schottland ist beinahe
im ganzen nördlichen Theile der Boden unergiebig; die schottischen Nieder-
lande sind dagegen meistens fruchtbar. Mit Ausnahme von Holz und Wein
besitzt das britische Reich an europäischen Naturprodukten so viel, daß
es nöthigenfalls der Zufuhren vom europäischen Festlande entbehren kann.
Die Engländer sind germanischen Ursprungs und haben im
Charakter, in Fleiß und Ausdauer viel mit beit Deutschen gemein —
sie übertreffen uns aber in Kunststeiß und Betriebsamkeit, in Handel
und Gewerbe. Der Handel der Engländer ist der ausgedehnteste auf
der ganzen Erde. Alle Meere des Erdkreises werden von englischen
Handels- oder Kauffartheischiffen durchsegelt. Und was das Fabrik-
wesen anlangt, so giebt es beinahe keinen Zweig desselben, der in
England, wie auch in Schottland, nicht auf eine sehr hohe Stufe der
Vollkommenheit gebracht worden wäre. Die Hauptgegenstände der brit-
tischen Fabrikation sind indeß Baumwollenwaaren, Tuche, Eisen-
und Stahlwaaren, Glas, Porzellan, Steingut, Leinwand,
Leder- und Seidenwaaren. Die vorzüglichsten und wichtigsten
Baumwollfabriken sind in Manchester und Glasgow, die berühm-
testen Tuchfabriken in Leeds und Huddersfield und die berühmtesten
Eisen- und Stahlfabriken in Birmingham und Sheffield. Die
21*
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee England Schottland Deutschland Niederlanden Frankreich Irland England Schottland Irland England Schottland Irlands England England Irland Schottland England Schottland Glasgow Leeds Birmingham
— 324 —
englischen und schottischen Baumwollfabriken beschäftigen 1 i/2 Million
Menschen. In Eisen- und Stahlwaaren wurden zu Zeiten schon
in einem einzigen Jahre für 40 bis 45 Millionen Thaler geliefert.
In Lederwaaren werden jährlich auch ungeheure Geschäfte gemacht,
und in der Stadt Worcester allein fertigen gegen 10,000 Menschen
Tag aus, Tag ein — lederne Handschuhe! Das engländische Stein-
gut ist ebenfalls hochberühmt. In der Grafschaft Stafford allein sind
ungefähr 40,000 Menschen mit der Verfertigung von Steingutwaaren
beschäftigt. Die Zahl aller britischen Handelsschiffe, welche die englischen
Fabrikate bis in die fernsten Länder tragen, belief sich schon vor 20 Jah-
ren auf 25 Tausend, die mit 166,583 Seeleuten bemannt waren.
Allein ungeachtet der so hoch stehenden Industrie, des so weit aus-
gebreiteten Handels, sind dennoch in England der Armen unglaublich
viele, und man hat berechnet, daß der 7te bis 8te Mensch meistens
bloß vom Almosen lebt. Dagegen ist aber auch wieder der Reichthum
Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer
Lord (Graf) eine jährliche reine Einnahme von 700 Tausend, ja 8
mal hundert Tausend Thalern hat.
Merkwürdig ist noch die ungeheuer große Staatsschuld des briti-
schen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle
Schulden, und gegenwärtig seufzt das Land unter einer Staatsschulden-
last von 788,147,000 Pfd. Sterling oder4,728,882,000 Thalern!
Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der britische Staat
wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für
eine Erdichtung halten.
Von den Bewohnern des britischen Reiches bekennen sich etwa
Vio zur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katholiken,
welche meistens in Irland wohnen.
Die riesenhafte Hauptstadt des britischen Reiches ist London, auf
beiden Seiten der Themse. London zählt über 3 Millionen Ein-
wohner! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 10,000
Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stun-
den und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74
mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene
Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen
wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen Lun-
ten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr
armen, bedauernswerthen Menschen!
24. Der Wallfischfang.
In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere,
welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine
Hinterfüße und statt ver Vorderfüße Schwimmflossen und eine wagerecht
ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer
Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren
und heißen Walle. Zu ihnen gehören z. B. die Seekuh, der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: England Irland London London
358
und kleine Fahrzeuge noch in weiter Entfernung verschlungen werden.
Wird aber das Schiff von zwei gegen einander treibenden Eisschollen
gefaßt, so bleiben von ihm nur die zerquetschten Holzfasern übrig.
Im Ganzen find bis jetzt gegen hundert Entdeckungsreisen
in das nördliche Eismeer unternommen, fast sämmtlich von Englän-
dern. Obgleich alle diese Versuche in Bezug auf den Hauptzweck miß-
langen, und eine Verbindung zwischen dem atlantischen und
großen Ocean durch das nördliche Eismeer für die Schifffahrt
immer noch nicht hergestellt ist; so entdeckte man doch eine große
Küstenstrecke und gewann wenigstens einiges durch Fischfang und Pelz-
werke. Es wurden Pelzkompagnien gestiftet, wie z. B. die Hud-
son skompagnie, und dadurch wurden zugleich die Küsten jener Län-
der immer mehr und mehr erforscht. Die ersten bedeutenden Schritte
zur Beschiffrmg des.polarmeeres geschahen schon von John Davis
(1585—1587) und von William Bassin (1615—1616). Im
Jahre 1831 machte John Roß die wichtige Entdeckung des magne-
tischen Nordpols, woselbst die Magnetnadel eine senkrechte Stellung
einnimmt und in diesen Gegenden für die Schifffahrt unbrauchbar wird.
Im Juli 1845 sandte die englische Regierung den Kapitain John
Franklin aus. Zwei Jahre waren verflossen, ohne daß man etwas
von ihm hörte. Da beschloß die Regierung, eine Expedition zur Auf-
findung des Verunglückten auszusenden. An der Spitze stand der
Kapitain James Clark Roß, im Mai 1847. Am 3. November
1849 kam er mit seinen beiden Schiffen wohlbehalten wieder nach
England zurück, ohne eine Spur von John Franklin entdeckt zu haben.
Er hatte in dem Eismeere länger als zwei Jahre zugebracht und am
Kap Leopold überwintert. Ueber dreißig Unternehmungen wurden
nun von 1849 bis 1859 gemacht, um die Verschollenen aufzusuchen
oder Kunde ihres Heldentodes zu bringen. Endlich gelang dieses der
letzten Expedition, welche die Gemahlin Franklins im Juli 1857
unter dem Kapitain M'clintocks ausgesandt hatte. Derselbe ist am
21. September 1859 zurückgekehrt und hat die Nachricht mitgebracht,
daß die Mannschaft Franklins ihre Schiffe am 22. April 1848 (also
beinahe 3 Jahre nach der Abfahrt von England) 5 Meilen nord-
nordwestlich von der Küste von King Williams Island verlassen
habe, und daß die Schiffe dort später zu Grunde gegangen seien.
An einem Punkte der Nordwestküste von King Williams Island fand
man unter einigen losen Steinen ein Zinngehäuse, das einen vom
25. April 1848 datirten Zettel enthielt, auf welchem die Nachricht
niedergeschrieben war, „daß die Schiffe, nachdem sie seit dem 12. Sep-
tember 1646 vom Eise eingeschlossen gewesen, am 22. April 1848
von der Mannschaft verlassen worden und daß die noch am Leben be-
findliche Bemannung, in Allem 105 Personen, unter dem Commando
des Kapitains Cro zier von da nach dem Fisch flusse aufgebrochen
sei. Franklin sei schon am 11. Juni 1847 gestorben und
der Gesammtverluft durch Todesfälle in der Expedition betrage bis jetzt
Haesters' Leseiuch für Oberkl. Sinmltan-Ausgabe. 23
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: John_Davis William John_Roß John
Franklin John_Franklin Leopold Leopold Williams_Island Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Kapitain_James_Clark_Roß England Franklins Franklins England
369
32. Die Auswanderer.
Ich kann den Blick nicht von euch
wenden;
Ich muß euch anschau'n immerdar;
Wie reicht ihr mit geschäft'gen Händen
Dem Schiffer eure Habe dar!
Ihr Männer, die ihr von dem Nacken
Die Körbe langt, mit Brod beschwert,
Das ihr aus deutschem Korn gebacken,
Geröstet habt auf deutschem Herd;
Und ihr, im Schmuck der langen Zöpfe,
Ihr Schwarzwaldmädchen braun und
schlank,
Wie sorgsanr stellt ihr Krug' und Töpfe
Auf der Schaluppe grüne Bank!
Das sind dieselben Töpf' und Krüge,
Oft an der Heimath Born gefüllt;
Wenn am Missouri alles schwiege,
Sie malten euch der Heimath Bild,
Des Dorfes steingefaßte Quelle,
Zu der ihr schöpfend euch gebückt,
Des Herdes traute Feuerstelle,
Das Wandgesims, das sie geschmückt.—
Bald zieren sie im fernen Westen
Des leichten Bretterhauses Wand;
Bald reicht sie müden, braunen Gästen
Voll frischen Trunkes eure Hand
Es trinkt daraus der Tschervkefe,
Ermattet, von der Jagd bestaubt;
Nicht mehr von deutscher Nebenlese
Tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt.
O sprecht! warum zogt ihr von
dannen?
Das Neckarthal hat Wein und Korn;
Der Schwarzwald steht voll finstrer
Tannen,
Im Spessart klingt des Älplers Horn.
Wie wird es in den fremden Wäldern
Euch nach der Heimathberge Grün,
Nach Deutschlands gelben Weizenfeldern,
Nach seinen Rebenhügeln ziehn!
Wie wird das Bild der alten Tage
Durch eure Träume glänzend wehn!
Gleich einer stillen, frommen Sage
Wird es euch vor der Seele stehn.
Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden I
Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden
Und euren Feldern Reiß und Mais! .
Wkderìtolungssragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
33. Australien oder Südlndien.
Dieser fünfte Erdtheil besteht aus einem Festlande: Neuholland,
drei großen Inseln: Neu-Guinea, Neu-Seeland und Vandiemens
land, und 14 Haupt-Inselgruppen, nebst zahlreichen kleineren
Gruppen, Inseln und Eilanden, welche sämmtlich im „großen
Oceane" liegen. Der Flächeninhalt dieses ganzen Erdtheiles beträgt
etwas mehr als der von Europa, etwa 161,000 Quadratmeilen. Die
Bevölkerung schätzt man aber nur auf 4 Vs Millionen Einwohner.
Das australische Festland (Neuholland) ist bloß an den Küsten be-
kannt, und von den vielen größeren und kleineren Inseln und Insel-
gruppen kennen wir den allerkleinsten Theil genauer.
Da die meisten Inseln Australiens ihrer geringen Größe wegen allen
Einwirkungen der Seeluft ausgesetzt sind, so ist das Klima derselben,
selbst in der Nähe des Äquators, sehr mild und gemäßigt, und manche
haben sich in der That einer immerwährenden Frühlmgsluft zu erfreuen.
Nur auf dem Festlande wird die Hitze bisweilen drückend.
Mit Beziehung auf die Naturerzeugnisse Australiens ist die Ar-
muth der meisten Inseln an Metallen, größern Säugethieren und
Vaesters' Lesebuch für Oserkl. Simultan 24
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Brod
Extrahierte Ortsnamen: Missouri Deutschlands Neu-Seeland Europa
— 347 —
werden, da sich gewöhnlich 100 bis 200 Datteln in einem Büschel bei-
sammen finden. Die Datteln bieten den Völkern in den brennendheißen
und unfruchtbaren Gegenden Arabiens und Ägyptens — zumal aus
ihren Reisen durch die Wüsten — die hauptsächlichste Nahrung dar. In
einigen Gegenden zapft man auch dem Baume den Zuckersaft ab und
bereitet daraus den Palmenwein, der, frisch getrunken, angenehm
säuerlich schmeckt und sehr erfrischend und kühlend wirkt. Die geistige
Gährung dieses Weines geht aber so schnell vorüber, daß schon nach
zwei Tagen die saure beginnt, und der Palmwein in Palmessig ver-
wandelt wird. Auch andere Palmenarten liefern einen solchen Wein.
Wiederholtmgssragen! —•
Zeichnen und Beschreiben! —
40* Amerika.
Amerika, welches erst 1492 von Christoph Columbus ent-
deckt worden und daher die neue Welt heißt, liegt ganz auf der
westlichen Halbkugel, d. h. derjenigen Erdhälfte, die der sogenannten
alten Welt (Europa, Asien, Afrika) entgegengesetzt ist. Es hat
einen Flächenraum von etwa 746,000 Quadratmeilen mit etwa 60
Millionen Einwohnern. Umgeben wird es an allen Seiten von Meeren:
nach Osten vom atlantischen Meere, nach Süden vorn südlichen
Eismeere, nach Westen vom großen Ocean urrd nach Norden vom
nördlichen Eismeere. Hier aber nähert es sich Asien (Sibirien),
von dem es nur durch die Behringstraße geschieden ist. — Der
große Busen des atlantischen Meeres, der ungefähr in der Mitte den
Erdtheil Amerika verengt und gleichsam in zwei Theile theilt, heißt
von dem angrenzenden Lande der mexikanische Meerbusen. Was
nun südlich von diesem Meerbusen liegt, heißt Südamerika; und
was nördlich liegt, heißt Nordamerika, welches mit ersterem durch
die Landenge von Panama zusammenhängt; die Inseln aber in
dem mexikanischen Meerbusen nennt man Weftindien. Man meinte
nämlich früher irriger Weise, jene Inseln feien nur ein Theil des be-
rühmten Ostindiens in Südasien; und weil man nach den Inseln
bei Amerika gen Westen, nach dem eigentlichen Indien aber gen Osten
fahren muß, so nannte man jene Inseln Weftindien und das süd-
asiatische Land Ostindien.
Ämerika ist sehr gebirgig. Das Hauptgebirge sind die Eor-
dilleras de los Andes, gewöhnlich bloß Cordilleren oder auch
Anden genannt, die sich von Nord- nach Südamerika hinziehen.
Früher hielt man den Chimbornsso, eine der bedeutendsten Höhen
der Anden in Südamerika (6281™), für den höchsten Berg;
aber jetzt weiß man, daß der Himalaya in Asien das höchste Gebirge
der Erde ist; denn er erreicht eine Höhe von 8125™. Dagegen
kann kein Erdtheil in Ansehung der Ströme sich mit Amerika messen.
Der Lorenzstuß und der Mississippi in Nordamerika gleichen bei
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Christoph_Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Palmessig Amerika Amerika Europa Asien Afrika Sibirien Amerika Nordamerika Panama Weftindien Amerika Indien Ostindien Südamerika Asien Amerika Nordamerika
348
ihrem Ausflüsse kleinen Meeren; der Orinoko in Südamerika ist 320
Meilen lang; aber bedeutender, als alle, ist der 720 Meilen lange
Amazonenstrom, der größte und wasserreichste Strom der ganzen Erde.
Nach der großen Ausdehnung Amerikas von Norden nach Süden,
wodurch es allen Erdstrichen angehört, ist auch das Klima sehr ver-
schieden, von der strengsten Kälte bis zur äußersten Hitze.
Bei dieser Verschiedenheit des Klimas besitzt Amerika fast alle
Produkte der übrigen Erdtheile, aber auch viele, die ihm ganz
eigenthümlich sind. Im Allgemeinen ist der Pflanzenwuchs Ame-
rikas gewaltiger als in den übrigen Erdtheilen; mit dem Grase in den
Prairien kann sich kein anderes an Höhe messen — mit den Riesen-
wäldern in Amerika, welche durch die unermeßliche Fülle alles über-
wuchernder Schlingpflanzen oft ein undurchdringliches Dickicht bilden,
lassen sich keine andere vergleichen. Dagegen fehlen dem Erdtheile die
gewaltigen Landthiere der alten Welt, wie der Elephant, das Ka-
meel, das Nilpferd; auch die amerikanischen Naubthiere sind nicht
so wild und furchtbar für den Menschen als die Löwen, Tiger und
Hyänen Asiens und Afrikas. In der Mannigfaltigkeit und Schönheit
der Vögel wetteifert die neue Welt, namentlich Brasilien, mit dem
südlichen Asien; an Amphibien ist sie reich, aber diese, wie die
Schildkröten und Schlangen sind minder groß, wogegen wieder
die Insekten, namentlich die Schmetterlinge, jene der alten Welt
an Größe und auch an Farbenpracht übertreffen.
Was die Mineralien anlangt, so ist kein Erdtheil so reich an
Gold und Silber und anderen Metallen, auch an Diamanten
und anderen Edelsteinen, als Amerika. Die unterirdischen Schätze
an Gold, Silber und Edelsteinen in Peru und Chili sind
unermeßlich, und die Goldschätze Kaliforniens sind sprichwörtlich
geworden.
Zu den Amerika eigenthümlichen Pflanzen gehören u. a. die Kar-
toffeln, die von dort aus vor etwa 200 Jahren durch den Engländer-
Franz Drake zu uns gebracht worden sind und leider nun bei uns
auszuarten und zu verderben beginnen — die Agaven (Aloen) und
Kaktusarten Mexikos, die gleich den Aloen Afrikas aus Felsen-
boden gedeihen, und von denen die ersteren einen 5™ langen Sten-
gel treiben, die letzteren aber durch die Farbenpracht ihrer Blüthen sich
auszeichnen, — die baumartigen Farrenkräuter, die eine Höhe von
10—20m erreichen, — Cacaobäume, deren Früchte zur Choko-
lade verwendet werden, — der Tabak, der jetzt zwar auch in Asten
und Europa gezogen wird, ursprünglich aber eine amerikanische Pflanze
ist und zuerst von den Spaniern auf der Insel Tabago angetroffen
wurde, woher er auch seinen Namen erhalten hat — Gummibäume,
aus deren zähem Safte das elastische Gummi bereitet wird, rc.
Amerika eigenthümlich sind unter den Säugethieren im Norden
die Seehunde — der amerikanische Bär — der durch seinen
Bautrieb merkwürdige Biber — der amerikanische Löwe (Puma),
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Amerika Amerika Asiens Afrikas Brasilien Amerika Peru Goldschätze_Kaliforniens Amerika Mexikos Afrikas Europa Amerika
351
Die bedeutendsten Staaten in Südamerika sind: Venezuela —
Neu-Granada — Ecuador — Peru — Bolivia — Chili
(oder Chile) — La Plata — und Brasilien.
Westindien besteht aus mehreren Inseln, unter denen die so-
genannten großen Antillen: Cuba, Jamaika, St. Domingo, jetzt
Hayti, und Porto-Riko die bedeutendsten sind. In den Besitz aller
bedeutenden Inseln Westindiens haben sich die Europäer gesetzt und
dort große Plantagen von Kaffee, Zucker, Baumwolle, Indigo,
Tabak u. s. w. angelegt. Diese Waaren werden aus den Kolonien
in großer Menge ausgeführt und heißen daher bei uns Colomall
waaren. Dagegen versorgt Europa die dortigen Gegenden mit Fa-
brikwaaren aller Art, mit Wein u. s. w., wodurch ein sehr lebhafter
Seehandel zwischen Amerika und Europa unterhalten wird.
äl* Das nördliche Eismeer.
Groß sind die Gefahren der Korallenriffe im stillen Ocean,
aber sie können sich nicht messen mit den Schrecknissen des Polarmeeres,
und dennoch reizt dieses heilige Meer, wie es an einer Stelle nördlich
von Asien heißt, immer von neuem wieder, seinen eisigen Schleier
zu lüften, der noch so viele Geheimnisse birgt. Mancher Name eines
kühnen Seefahrers steht schon an feinen Küsten eingegraben und zeugt
von den Versuchen, die man anstellte, die nördliche Seite von Asien
und Amerika zu umschiffen. Selbst bis oahin, wo die Sonne Monate
lang verschwindet, das flüssige Quecksilber zu hammerhartem Stein wird,
wo die Schneelerche und die Schneegans nicht mehr ausdauern
können, die weißen Füchse und die grimmigen Eisbären sich
schleichend zurückgezogen haben, und die schaurige Todtenstille nur durch
das donnernde Zerbersten des Eises unterbrochen wird, — selbst bis
dahin sind kühne Schiffer vorgedrungen, aber den gewünschten Zweck
haben sie nicht erreicht. Dort ist das Land des Tooes, die ganze Natur
ist zu einer Leiche erstarrt. Kein winterlicher Baum mit verglas'ten Ästen
und Zweigen schlummert hier, auf ein frohes Wiedererwachen harrend;
kein liederreicher Sänger, der in den Gezweigen nistet, läßt sich hören;
kein Winterschläfcr hat sich in den erstarrten Boden eingegraben. Ein
endloses Gefilde, bedeckt mit Schnee und Eis, so blendend weiß, daß
das Auge einen längeren Anblick nicht vertragen kann, eine eisige Luft,
mit seinem Schneestaub untermischt, der einen brennenden Durst ver-
ursacht, ein kieselharter Schnee, der erst gekocht werden muß, wenn
man den Durst damit löschen will, — das sind die Gaben des Pols.
Wer dort Hütten bauen will, muß sie aus Quadern von Schnee
und Eis bauen, wobei die Axt gar leicht wie Glas zerspringt.
Nähert der Schiffer sich der Eisregion des Polarmeeres, so
stellen sich bald auch warnende Zeichen ein. Schneeweiße Sturm- und
Eisvögel eilen ihm in Schaaren entgegen, in ihrem Zuge die Richtung
angebend, von woher das Meer die Schollen diesmal schickt, in ihrem
stummen Fluge mahnend, daß, wer nicht mit ihnen zöge, in die Ge-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Venezuela Chile Brasilien Westindien Cuba Jamaika Europa Amerika Europa Asien Asien Amerika
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sorgfältige Wache zu halten, um nicht etwa Lei Nacht auf Klippen zu stoßen.
Dem, welcher zuerst Land erblicken würde, versprach er eine große Belohnung.
Die größte Aufregung herrschte auf den Schiffen; kein Auge schloß sich. Zwei
Stunden vor Mitternacht erblickte Columbus ein Licht von ferne. Der Schim-
mer war vorüberschwindend und ungewiß; aber Columbus betrachtete ihn als
eine sichere Bürgschaft des Landes, und wirklich erscholl um 2 Uhr des Morgens
kam 12. Oktober) von einem andern Fahrzeuge ein Kanonenschuß, — und „Land!
Land!" erscholl es jetzt aus jedem Munde. Man stürzte einander in die Arme,
einer schluchzte vor Freude an des andern Brust. Nach der ersten Trunkenheit
des Entzückens erinnerte man sich seiner höhern Pflicht und stimmte mit innigster
Andacht das Ls Ovum (Herr Gott, dich loben wir) an. Als der Morgen
anbrach, sah das Schiffsvolk — mit welchen Empfindungen! — eine schöne
grüne Insel vor sich liegen.
Mit Sonnenaufgang bestiegen sie die Boote und rudertm unter kriegerischer
Musik mit fliegenden Fahnen dem Lande zu. Am Ufer hatten sich viele Einwoh-
ner der Insel versammelt, die eben so sehr über die seltsamen Gäste erstaunten
als sie selber bei diesen Staunen erregten. Sie waren ganz nackt und von röth-
licher Kupferfarbe, ohne Barthaare, übrigens wohlgebildet. Um Kopf und Len-
den trugen sie einen schönen Kranz von bunten Vogelfedern. Ihre Sprache hatte
etwas Unzusammenhängendes und Thierisches. Das ganze Geschlecht hatte über-
haupt viel Ähnliches mit einer Heerde gutmüthiger Schafe oder Rehe; gerade so
scheu, so wehrlos, so behende trippelte es hin und her, und aus allem, was
man an ihnen sah, leuchtete so wenig Verstand hervor, daß die Spanier auf den
Gedanken geriethen, es möchten wohl gar keine wirklichen Menschen sein. Den
Gebrauch des Feuers kannten sie nicht; die züngelnde Flamme hielten sie für ein
lebendiges Thier; in das scharfe Schwert griffen sie unbedacht, bis das Blut von
ihren Händen rann; nicht einmal den Ackerbau kannten sie; das milde Klima, und
die Fruchtbarkeit des Bodens gewährte ihnen Mais und Maniokwurzel im Über-
flüsse, und zwang sie nicht zur Sorge für wärmende Kleidung und Wohnungen.
Große Thiere gab es dort gar nicht, und ein europäischer Bullenbeißer konnte
eine ganze Heerde dieser schüchternen Wesen in die Flucht jagen.
Columbus, in einem reichen Kleide und den bloßen Degen in der Hand,
stand an der Spitze des ersten Bootes, welches ans Land stieß, um der erste
Europäer zu sein, der die neue Welt betrete. Ihm folgten die andern, und in
dem unaussprechlichen Gefühle des glücklich geretteten Lebens, nach mehr als
40tägiger Todesangst auf schwankenden Brettern, warfen sie sich alle nieder,
küßten mit Inbrunst die sichere Erde, errichteten dann ein Kreuz und stammelten
vor demselben ihre frommen Gebete. Sie drängten sich in ihrer Begeisterung um
den Admiral, umarmten ihn, küßten ihn; die Hände und thaten alles, um dem
Manne, dessen Leben sie vor einigen Tagen noch bedroht hatten, die größte Ehr-
furcht und Dankbarkeit zu bezeigen. Für Columbus in der That ein großer
Augenblick! So hatte er denn endlich erreicht, was Jahre lang wie ein Traum-
bild vor seiner Seele geschwebt! Jetzt aber stand es verwirklicht vor seinen Augen!
Columbus nahm die Insel mit den üblichen Formen und Feierlichkeiten für
die spanische Krone in Besitz. Die guten Indianer sahen das mit an, ohne
etwas davon zu begreifen; freilich hätten sie wohl auch vergebens gefragt, nach
welchem Rechte fremde Ankömmlinge ein schon bewohntes Land ohne weiteres für
sich in Besitz nähmen. Die Insel führte den Namen Guanaham; der Entdecker
nannte sie San Salvador. Columbus war wirklich der Meinung, an einer
zu Indien gehörigen Insel angelangt zu sein, und erst spät überzeugte man sich
davon, daß man einen neuen Erdtheil entdeckt habe. Dieser Irrthum veran-
laßte auch, daß man die Eingebornen Indianer nannte; und erst später unter-
schied man die hier liegenden Inseln durch den Namen Weslindten von dem
alten und von jetzt an Ostindien genannten Indien. Er entdeckte bald noch
größere Inseln, wie Cuba, Haity; die Küsten zeigten ihm überall einen Reich-
thum der Pflanzenwelt, eine Schönheit der Gegend, eine krystallene Durchsichtig-
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feit der Gewässer, eine schimmernde Bläue des Himmels, einen strahlenden Glanz
der nächtlichen Gestirne, wie er solche noch nie erlebt. Bald stießen sie auch aus
mehr gebildete und kriegerische Einwohner. Ihre Könige hießen Kaziken. Einer
derselben erzählte dem Columbus, freilich mehr durch Zeichen, als durch Worte,
daß zuweilen Feinde von den benachbarten karaibischeu Inseln sie überfielen,
die Gefangenen fortschleppten, brieten und — auffräßen. Auch gab er ihm eine
Menge Gold für kleine Messer, Spiegel, Schnüre und ähnliches^ Spielzeug, be-
merkte ibm aber, das eigentliche Goldland sei weiter gegen Süden zu suchen.
Columbus gab dem Kaziken zu verstehen, er wolle auf seiner Insel (Hispaniola
oder Haity) eine kleine Festung zum Schutze gegen jene Menschenfresser erbauen
und eine Hülfsbesatzung darin zurücklassen, was denn die Emgebornen mit großer
Freude erfüllte. Columbus selbst mußte an seine Rückkehr denken, weil ein
Schiff ihm gescheitert war und ihm seine Begleiter nicht sehr zuverlässig schienen;
39 Spanier ließ er zurück, ermahnte sie zu einem friedlichen Benehmen gegen die
Indianer, nahm einige Eingeborne und Erzeugnisse ihres Bodens mit an Bord
und ging endlich am 3. Januar 1493 wieder unter Segel.
Ein fürchterlicher Sturm hätte aber den kühnen Seglern und ihren wichtigen
Nachrichten beinahe Vernichtung gebracht. Columbus, dem alles daran lag,
daß die wichtige Aufgabe seines Lebens, die er nun gelöst, der Menschheit nicht
verloren gehe, schrieb eilig eine Nachricht von seinen Entdeckungen aus Pergament,
steckte dies, sorgfältig verwahrt, in eine Tonne und warf sie ins Meer. Nun
erwartete er ruhig sein Schicksal. Doch sollte ihm die Freude zu Theil werden,
selbst das Gelingen seines Unternehmens zu berichten. Der Himmel klärte sich
auf und am 15. März 1493 lief Columbus in den spanischen Hafen von
Palos ein. Mit welchem Jubelgeschrei wurde er da von der gaffenden Menge
empfangen, die ihn vor 7 Monaten an eben der Stelle hatten abfahren sehen!
Man läutete die Glocken, feuerte die Kanonen ab und erdrückte ihn beinahe, als
er, ein frommer Christ, mit den Seinen in Prozession nach der Hauptkirche ging.
Der Hof hielt sich damals in Barcellona auf, und Columbus mußte daher
der Länge nach ganz Spanien durchziehen. Dies war ein wahrer Triumpbzug, und
nachdem er feierlich vor Ferdinand und Isabellen, die auf dem Throne
saßen, Bericht abgestattet, da herrschte ein Entzücken, eine Begeisterung in der
Versammlung, daß Columbus fühlte, er sei reichlich belohnt für alle Mühen
und Opfer, die er gebracht; es war der schönste Tag seines Lebens.
Durch ganz Europa flog das Gerücht von der neuentdeckten Welt und erfüllte
alle, besonders aber die Gelehrten, mit Bewunderung und Entzücken. Jetzt
wollte alles nach der neuen Welt, um mit Gold und Schätzen beladen nach
einigen Monaten wieder zurückzukehren. Mit Columbus segelten alsbald 1500
Menschen ab; neue Inseln wurden entdeckt, große Reichthümer zusammengescharrt.
Aber die armen Eingebornen wurden von den geldgierigen Spaniern schrecklich
mißhandelt und Columbus selbst, als ein Ausländer, mit Undank belohnt.
Der König hielt ihm den Vertrag nicht, sandte einen vornehmen Spanier als
Unterkömg an des Columbus Stelle, und dieser ließ sogar den edlen Mann
in Ketten legen. Der König sprach ihn zwar wieder frei, aber die ihm feierlich
zugesicherten Bedingungen des Vertrags wurden ihm nicht gehalten; und ob er
gleich noch drei Reisen unternahm und neue Länder entdeckte, so achtete man sei-
ner doch nicht mehr, und von Kummer niedergebeugt, beschloß er 1506 lebens-
müde seine Laufbahn. Seine Leiche wurde nach der Insel Cuba gebracht.
Nicht einmal den Namen hat er dem neuentdeckten Erdtheile gegeben, welcher
vielmehr nach einem fast verdienstlosen Florentiner, Amerigo Vespuci, der
behauptete, zuerst das Festland entdeckt zu haben, Amerika genannt wurde. Die
neuere Zelt suchte diese Unbill etwas zu vergüten, indem eine Republik des süd-
lichen Amerika und der Hauptbezirk der Vereinigten Staaten Nordamerikas fick
den Namen Columbia beilegten.
Mag der Staub der Edlen modern,
Die dem Kampf fürs Rechte sich geweiht:
Ihres Ruhmes Flammenzüge lodern
In dem Tempel der Unsterblichkeit!
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